Bibelgarten in der Bibelwelt
Unser Bibelgarten vor dem Bibelweltohr erstreckt sich derzeit auf 400 m², entlang der Längsseite der St. Elisabethkirche in der Plainstraße 42 A. Er ist von Mitte Mai bis Mitte Oktober – je nach Beginn, bzw. Ende der kalten Jahreszeit – frei zugänglich.
13 Abteilungen beschreiben charakteristische Pflanzen der Bibel, die auch bei einer Spezialführung („Vom Papyrus bis zum Rizinusstrauch) näher kennengelernt werden können. Ganz im Osten schließt sich mit Pflanzen aus aller Welt ein Stückchen Paradies an.
Der Garten wurde 2015 durch Norbert Kopf begründet und von 2021-2023 von Grund auf neu nach strengen botanischen Gesichtspunkten von Gabriele Pichler BSc und Prof. Mag. Dr. Wolfgang Leopoldinger konzipiert. Ihnen steht ein Team von Ehrenamtlichen zur Seite. Weitere Gärtner/innen sind willkommen.
Der Bibelgarten der Bibelwelt ist Mitglied im Netzwerk Bibelgärten und wird von den Förder*innen der Bibelwelt unterstützt.
Duftpflanzen und Räucherwerk
Der orientalische Mensch liebt Düfte, so auch die Israeliten in der Antike. Man gewann Düfte durch Abkratzen der Blätter und Zweige harzliefernder Pflanzen oder durch Auslaugen der Duftstoffe von anderen Duftpflanzen.
Zu diesem Zweck wurden duftende Pflanzen angebaut oder importiert, so Weihrauch und Myrrhe aus Arabien mit Kamelen über die Weihrauchstraße. Die Produkte mancher Duftpflanzen waren sehr teuer.
Duftstoffe wurden verwendet für Räucherwerk und zur Bereitung von Salben im religösen Kult, zu Heilzwecken und in der Kosmetik. Es gab den Beruf des Salbenmischers. Im Alten Testament ist uns ein Rezept eines heiligen Salböls überliefert (Exudus 30, 23-25).
Textil- und Färberpflanzen
Die Juden des Altertums waren meisterhafte Färber. Im Römischen Reich der Spätantike war das Handwerk des Färbers fast ausschließlich jüdisches Monopol. Bereits im Alten Testament der Bibel ist immer wieder erwähnt, dass Kleider und Tücher bunt gefärbt waren.
Neben tierischen Farbstoffen von Purpurschnecken und der Cochenille-Schildlaus wurden Farben in erster Linie auch aus Pflanzen gewonnen. Wir stellen im Bibelgarten einige der dazu verwendeten Pflanzen vor.
Textilien bestanden außer aus Schafwolle zum Großteil aus Leinen, das in der Bibel oft erwähnt ist. Auch die afrikanische Baumwolle war schon bekannt. Man baute sie aber in biblischer Zeit noch nicht an, sie wurde importiert.
Heilige Bäume
Bäume, die besonders verehrt oder manchmal sogar als Gottheiten angebetet werden, gibt es in allen Religionen. So haben auch Juden und Christen ihre heiligen Bäume. Es kann sich um große, sehr alte Einzelbäume handeln oder um Baumgruppen. Oft stehen heilige Bäume auf Gipfeln von Bergen.
Im Alten Testament waren es vor allem Eichen, Terebinthen und Tamarisken. Unter ihnen wurde Gott angerufen, Menschen begraben oder Gericht gesprochen.
Noch heute verehren Juden und Christen heilige Bäume. Die Juden legen Steine unter ihre Bäume oder hängen Kleiderfetzen an die Zweige, die Christen pilgern zu heiligen Stätten wie die Olivenbäume im Garten Gethsemane oder den Marienbaum in Kairo, unter dem die Heilige Familie gerastet haben soll.
Bäume und Sträucher
Die Wälder Israels bestanden aus niederen Bäumen und hohen Sträuchern, selten gab es hohe Bäume darunter, wie bei uns. Es wohnten wilde Tiere, Löwen, Wildschweine und Bären darin.
Das Roden von Bäumen zur Gewinnung von landwirtschaftlicher Nutzfläche war Schwerstarbeit. Aber es wurden auch Bäume neu gepflanzt und so Waldfläche zurückgewonnen.
Bäume waren Rohstofflieferanten für Brennmaterial und Bauholz, das auch nach Ägypten exportiert wurde. Auch Götzenbilder wurden aus Bäumen geschnitzt.
In der Wüste dienten Bäume und Sträucher als willkommene Schattenspender. Manche Wüstengehölze lieferten essbare Blätter und Früchte.
Obstgehölze
Neben Getreide war Obst die wichtigste Nahrungsquelle im alten Israel. Wie ersteres konnten Baumfrüchte in Zeiten des Überflusses geerntet und für Zeiten des Mangels gelagert werden, in getrockneter oder zu Früchtebrot, Honig und Wein verarbeiteter Form.
Als Gott die Bäume erschuf, waren es als erste solche, die Früchte bringen. Obstbäume und deren Früchte waren Symbole für Reichtum und Frieden. Aber selbst im Krieg, wenn Städte belagert und zerstört wurden, war es verboten, die Obstbäume der Feinde zu fällen.
Zu Tu BiSchwat, dem Neujahrsfest der Bäume, ehren die Juden noch heute ihre Feldfrüchte und Obstbäume, indem sie den Tisch mit den „sieben Früchten Israels“ decken, mit denen Gott das Land gesegnet hat:
Weizen, Gerste, Wein, Feigen, Granatäpfel, Oliven und (Dattel)-Honig.
Disteln und Dornen
Es gibt siebzig Arten von stacheligen Gewächsen in Israel. Viele davon gehören zur Familie der Korbblütler. In der Bibel werden zwanzig Namen für Disteln und Dornen erwähnt. Von nur wenigen hat man herausgefunden, welche Art damit gemeint war, bei einigen gibt es begründete Vermutungen.
Disteln wachsen an Wegrändern, auf vernachlässigtem Kulturland, in unbewohnter Strauchlandschaft oder zwischen Ruinen.
Disteln und Dornen haben in der Bibel vorwiegend eine negative Bedeutung: als Symbol für Mühsal, Zerfall, Minderwertiges. Man verwendete die leicht entzündlichen Dornengewächse außerdem als Brennmaterial, Grundstücke wurden mit Dornenhecken eingefriedet. Im Buch Richter wird erwähnt, dass man Straftäter und Feinde mit Stachelgewächsen auspeitschte.
Sumpf– und Wasserpflanzen
Das Land Israel liegt zwar am Rand der Wüste , es gab jedoch dort auch ausgedehnte Sümpfe und Feuchtwiesen: an der Küste, an Flüssen, Quellen und Bächen. Feuchte Wiesen waren im Winter mit Wasser überschwemmt, im Sommer wurden sie als Weide genutzt.
Heute sind die meisten Feuchtgebiete in Israel entwässert. In Naturreservaten kann man die einstige Pracht dieser Gebiete noch erahnen. Die israelische Flora umfasst mehr als 200 Wasser– und Sumpfpflanzen, in der Bibel werden jedoch nur knapp zehn erwähnt.
Es handelt sich um Wassergräser (Schilf, Rohrkolben, Teichbinse, Papyrus), Bäume und Sträucher der Flussauen (Oleander, Pappel, Weide, Ulme, Platane) und die Seerose.
Blumen
Israel besitzt eine reich blühende Flora. Im Frühling von Dezember bis April ist das ganze Land von wild wachsenden Blumen förmlich bedeckt. Dann ist die Blütenpracht vorbei und es bleibt den ganzen heißen Sommer lang dürres Gras stehen, das die Israeliten zum Feuermachen verwendeten.
Wir haben in unserem Garten einige der häufigsten Blumen gesammelt, um einen kleinen Eindruck der alljährlichen Blütenpracht im Heiligen Land zu vermitteln. In der Bibel werden sie außer der Lilie und der Rose nur allgemein als „Blumen“ bezeichnet und in erster Linie in bildlicher Rede erwähnt.
Sprichwörtlich sind die mehrfach erwähnten „Blumen des Feldes“, die für Vergänglichkeit stehen. Blumen waren aber auch dekorative Elemente in der Kunst: für den siebenarmigen Leuchter oder als Schnitzwerk im Salomonischen Tempel.
Giftpflanzen und Heilmittel
Gift ist ein wichtiges Thema in der Bibel. Gemeint sind Schlangengift, aber auch giftige Pflanzen. In der bildlichen Rede bedeutet Gift vergiftetes Klima im menschlichen Zusammenleben, Fremdgötterglaube, Rechtsverdrehung oder Unterdrückung.
Viele dieser Giftpflanzen wurden auch als Heilmittel eingesetzt. Etwa hundert weitere heimische Pflanzen waren in biblischer Zeit als Heilpflanzen bekannt. In der Bibel bleiben sie mit wenigen Ausnahmen als solche jedoch meist unerwähnt.
Medizinische Behandlung mit Heilpflanzen war allgemein üblich, wurde in biblischer Zeit jedoch unterschiedlich diskutiert. Gott soll der einzige wahre Heiler sein und nur Gebet und Opfer bringen Erlösung von der Krankheit. Gott hat jedoch auch die Ärzte erschaffen und mit ihnen die Heilmittel aus der Natur.
Getreide
Unsere modernen Getreidesorten haben sich aus Wildgräserarten durch Kreuzung und Züchtung entwickelt. Getreide wurde im vorderen Orient nach archäologischen Funden schon vor 12.000 Jahren angebaut und war seit dieser Zeit die wichtigste Nahrungsquelle der Menschen.
In biblischer Zeit wurden in Israel sehr ursprüngliche Getreidesorten angebaut: Einkorn, Emmer, Hartweizen, Kamut und zweizeilige Gerste. Auch Hirse mit den Sorten Rispenhirse und Mohrenhirse wurde gegessen. Man verzehrte die Getreidekörner geröstet oder buk Brot daraus.
Getreidekrankheiten lösten Hungersnöte aus und führten zu Fluchtbewegungen, vorwiegend nach Ägypten. Mit dem Wochenfest Schawout zu Beginn der Weizenernte wurde daher Gott für jede gute Ernte gedankt.
Gartengemüse
Zum Haus jedes Israeliten gehörte auch der Gemüsegarten. Es wurden drei verschiedene Gruppen von Gemüse angebaut:
1. Laucharten: Zwiebeln, Porree, Knoblauch
2. Hülsenfrüchte: Linsen, Puffbohnen, Kichererbsen
3. Kürbisgewächse: Wassermelone, Melone, Flaschenkürbis
Gemüsegerichte galten als einfache Speise, im Gegensatz zu Fleisch. Trotzdem ließen sich selbst Könige neben ihren Palästen Gemüsegärten anlegen. Schon der Prophet Daniel erkannte, dass pflanzliche Kost „schöner und kräftiger“ macht als die Fleischgerichte des babylonischen Königs, nachdem er und seine Gefährten diese verschmähten und nur Gemüse zu sich nahmen.
Wildgemüse und Wildkräuter
Neben angebautem Gemüse sammelten die Israeliten auch die wild wachsenden „Kräuter des Feldes“ und ergänzten damit ihren Speiseplan.
Junge Blätter verschiedener Pflanzen gab es in Regenzeiten auf dem Weideland, in der Steppe und Wüste, in Trockenzeiten nur in der Nähe von Quellen. Sie ergaben schmackhafte Suppen und Salate.
Andere Wildkräuter wurden getrocknet und zum Würzen von Speisen verwendet. Man sammelte Bitterkräuter zum Würzen von gebratenem Fleisch oder Verwandte des Senfs zur geschmacklichen Aufbesserung von ungesäuertem Brot. Auch Wein und Bier fügte man die verschiedensten Würzkräuter bei.
Gartenkräuter
Zahlreiche in Israel ursprünglich wild vorkommende Kräuter wurden auch angebaut, in Hausgärten und professionell auf Feldern. In der Bibel werden einige dieser Kräuter auch mit Namen erwähnt.
Die Blätter oder Früchte dieser Pflanzen wurden zu Gemüse und Gewürzen verarbeitet, ölhaltige Samen mancher Pflanzen zu Speiseöl gepresst. Auch Heilkräuter gehörten zum Hausgarten.
Mit diesen Kräutern wurde auch Handel betrieben, manche davon sogar in andere Länder exportiert.